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Beitrag vom 08.11.2002
hell sehen
Rukshana Adrus-Wenner
Neuaufgenommene Künstlerinnen der Gedok stellen ihre Werke aus
"Hell sehen" ist sowohl in Kontrast gesetzt zu "schwarz sehen" ruft aber gleichzeitig auch sehr viele Assoziationen. Künstlerinnen als Hellseherinnen? Nicht ganz, aber mit Visionen setzen sie sich eher aus. Bei den ausgestellten Werken treffen Begriffe wie Transparenz, Lichtdurchlässigkeit, Leichtigkeit zu.
Heide Bergandt hat helle Plastiken in Gruppen zusammengestellt. Auf Podeste stehen die aus Ton und Porzellan erstellten Gebilde. Sie haben rechteckige, kubische Formen, die miteinander verbunden erscheinen. Die glatte Oberfläche ist mit Nadelpunkten durchzogen. Eine Art Meditation, wie die Keramikerin erwähnt. Dadurch entstehen Formen und Strukturen. Das Spiel mit Licht und Schatten umgibt die architektonischen Skulpturen. Sie möchte ihre Skulpturen nicht mit farbigem Glasur überziehen, sondern das weiße und helle in Form und Struktur ausprobieren, um das Spiel mit Licht und Schatten in ihrem Vielfalt auszudrücken.
Sophie Schmidts Wäscheleine hängt hoch. Die Papierkünstlerin hat weiße Wäsche aufgehängt. Transparent aber gleichzeitig nicht durchlässig. Ihre Objekte wirken wie Musterschnitte, sind aber in Wirklichkeit nur für einige Kleidungsstücke verwendbar. Das Material ihrer Kleidungsstücke eignet sich nicht zum Waschen und steht somit im Widerspruch. Die "Kochwäsche" sind eine Weiterführung ihrer Beschäftigung mit dem Brotpapier, die sehr unterschiedliche Herangehensweise mit dem Material Papier darstellt.
Renata Brink bezieht in ihre Installation "Verbindungen 2" auf Fotos, die sie in den sog. "Geisterbahnhöfe" der Linie U8 gemacht hat. Ausschnitte aus diesen Bildern sind auf kleine weiße nichttragbare Unterhemden gedruckt. Menschenleer, dunkel sind die Orte, das Kleidungsstück dagegen hell. Gegensätze wie unten/oben, Tag/Nacht werden bei diesen Puzzlestücken assoziiert. Renata Brink versteht es, das Geschichtsbild festzuhalten, die Fotos und Objekte bringen die Erinnerungen ans Tageslicht.
In den Bleistiftzeichnungen von Martina Goldberg bewegen sich kosmische Wesen durch außerirdische Galaxien. Die Künstlerin uschi (f)rank, die in beiden Ausstellungsteilen beteiligt ist, zeigt in ihrer Videoinstallation "schwarz/weiß" das Schicksal von Mahbuba, der schwarzen Sklavin und Geliebte des Fürsten Pückler-Muskau.
Diese Ausstellung war schon einmal aus finanzpolitischen Gründen verschoben worden. Nun haben die Künstlerinnen doch noch die Gelegenheit bekommen, ihren hellen und dunklen Dialog zu führen. Es ist erfreulich, dass ihre Werke nicht im verborgenen Atelier bleiben, sondern an die Öffentlichkeit treten.
Ausstellungsort: Das Verborgene Museum, Dokumentation der Kunst von Frauen, Schlüterstr. 70, 10625 Berlin, Tel. 313 36 56
Öffnungszeiten: Do/Fr 15 bis 19 Uhr - Sa/So 12 bis 16 Uhr
Weitere Infos: GEDOK-Berlin, Kyffhäuserstr. 23, 10781 Berlin, Tel. 441 39 05, http://www.gedok-berlin.de